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Datenstandort

Quantensprung für den Datenstandort

Wirtschaftsminister Guy Parmelin eröffnet «Zürich-West 3». Das neue Rechenzentrum der Green bietet Daten in der Cloud ein sicheres Schweizer Zuhause. Damit rückt die Cloud näher heran. Wie profitieren Firmen und Internetnutzer von dieser Innovation?

Es ist ein Bau der Superlative: 1223 Ladungen Beton und 1300 Tonnen Stahl stehen seit letztem Dienstag im aargauischen Lupfig. Sie sind gegossen in die Form des leistungsfähigsten Rechenzentrums der Schweiz. 10 Megawatt beträgt die installierte Leistungsaufnahme beim Strom. Lediglich 368 Tage sind seit der Grundsteinlegung verstrichen. So aussergewöhnlich wie das Datacenter war auch die Eröffnung mit rund 300 Gästen. Im Festzelt trafen bei Alphornmusik die Vertreter der globalen Hightech-Industrie auf regionales Gewerbe und Lokalpolitik. Franz Grüter, Verwaltungsratspräsident der Green, dankte allen Beteiligten für die rekordschnelle Fertigstellung des Neubaus, darunter den «vielen regionalen KMU, die mitgeholfen haben». Das Rechenzentrum folge einer von inländischen und ausländischen Kunden ausgehenden Nachfrage nach zuverlässigen, sicheren Standorten.

«Spitzenleistungen»

Extra aus Bern war Wirtschaftsminister Guy Parmelin angereist. «Ich bin froh und stolz, dieses Datenzentrum eröffnen zu dürfen», rief er der Festgemeinde zu. Bereits heute sei die Schweiz bei der Daten-Infrastruktur sehr gut aufgestellt. Der Neubau sei ein Beitrag dazu, dass diese «noch besser» werde. Mit der Eröffnung des Datacenters beweise Green, «dass unser Land viel Raum bietet für Spitzenleistungen und zukunftsträchtige Projekte», so der Wirtschaftsminister. Parmelin wies ferner auf die wachsende Bedeutung der Daten hin. Sie stellten in Zukunft «einen der wichtigsten Rohstoffe» für die Schweizer Wirtschaft und Wissenschaft dar.

Grüter und Parmelin liegen richtig: Unser Land hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem wichtigen Daten-Hub entwickelt. Manche Studien bezeichnen die Schweiz sogar als das Land mit der europaweit zweitgrössten Dichte an Rechenzentren. Gemäss Deloitte werden jährlich zwischen 200 und 400 Millionen Franken in den Bau von neuen Rechenzentren investiert. Dies liegt einerseits an der inländischen Nachfrage, andererseits aber auch daran, dass viele ausländische Firmen die Schweiz als sicheren und verlässlichen Standort für ihre Daten entdeckt haben. Ereignisse wie die Snowden-Affäre oder auch Industriespionage zeigen immer wieder, dass es sehr darauf ankommt, wo genau die Daten liegen. Wer als privater Internetnutzer oder als Firma Wert legt auf die sichere Verwahrung seiner Daten, der schätzt die Vorteile der Schweiz. Besonders offensichtlich ist dies bei Patientendossiers oder aber digitalen Vermögenswerten wie Kryptowährungen. In der Finanzindustrie ist es sogar vorgeschrieben, dass gewisse Daten im Inland gelagert werden. Neue Möglichkeiten für Cloud-Anwendungen entstehen auch überall dort, wo das geistige Eigentum eine grosse Rolle spielt – zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie oder in der chemischen und biologischen Forschung.

Bis vor kurzem gab es allerdings in der digitalen Infrastruktur noch einen blinden Fleck: Die grossen, internationalen Anbieter von Clouds waren nicht mit eigener Infrastruktur in der Schweiz präsent. Wer seine Daten den «Datenwolken» von Firmen wie Amazon, Google, Microsoft oder Alibaba anvertraut hat, musste damit leben, dass sie im Ausland gespeichert oder bearbeitet werden.

Dank «Zürich-West 3» kann diese Lücke jetzt geschlossen werden. Die Neue Zürcher Zeitung beschrieb dies kürzlich unter dem Titel «Der grosse Sprung in die Cloud». Das neueste Rechenzentrum der Green ist komplett auf die sehr hohen Anforderungen globaler Cloud-Anbieter ausgerichtet. Gegenüber konventionellen Rechenzentren erforderte dies bei der Konzeption des neuen Datacenters ein radikales Umdenken. Die Recheneinheit ist nicht mehr der Quadratmeter, sondern das Megawatt. Was zählt, ist vor allem eine hohe Leistungsdichte beim Strom und eine rasche Skalierbarkeit: Angesichts des rasanten Wachstums der Cloud kann es nötig werden, die Kapazität innert kurzer Zeit zu verdoppeln oder gar zu verzehnfachen. Die Cloud-Betreiber bringen lastwagenweise eigenes Equipment und ordnen dieses nach den eigenen, weltweiten Gewohnheiten innerhalb des Rechenzentrums an. Weil es jetzt ein Daten-Zuhause für die grossen Cloud-Betreiber gibt, rückt die «Datenwolke» mit ihrem stetig wachsenden Potential näher an die Schweizer Wirtschaft. Es kommt zu einer Anreicherung der traditionellen Vorteile der Schweiz als Datenstandort mit den nahezu unbeschränkten Optionen der Cloud. Kein Tag vergeht, ohne dass die grossen Anbieter der Clouds neue, verbesserte Services aufschalten. Das reine Speichern von Dateien im Internet, die Keimzelle der «Wolke» vor über zehn Jahren, wurde mittlerweile abgelöst von Services: Komplexe Internetseiten aufschalten mit zwei Klicks, eine globale Marketingkampagne lostreten, anspruchsvolle Big Data-Berechnungen anstellen: All das ist dank den grossen globalen Clouds radikal einfacher und kostengünstiger geworden. Auf öffentliche Clouds kann grundsätzlich jedes Unternehmen via Direktanbindung zugreifen. Daneben gibt es auch sogenannte private Clouds, welche isoliert sind und nur einem beschränkten Nutzerkreis offenstehen. Sinnvoll sind solche private Clouds etwa für regulierte Unternehmen, ihre Lieferanten und Kunden – beispielsweise Integratoren von IT-Systemen – oder auch für ganze Branchen wie der Gesundheitssektor. In der Schweiz wächst dieser Bereich besonders stark, da er einen wichtigen Schritt auf der Reise in die Cloud darstellt.

Mit ihrem neuen Rechenzentrum «Zürich-West 3» stellt die Green eine Grundinfrastruktur für die verschiedenen Formen von Clouds zur Verfügung und ermöglicht deren Vernetzung. Dabei setzt sie klar auf «Swissness». Erstens liegen die Daten physisch in Hochsicherheits-Rechenzentren in Lupfig AG und Zürich. Zweitens baut das Unternehmen gemeinsam mit Partnern an einem Netzwerk von vertrauenswürdigen, sicheren Cloud-Dienstleistungen «Made in Switzerland». Dadurch eröffnen sich für Schweizer Firmen – vom KMU bis zum Weltkonzern – neue, attraktive Wege für ein hochwertiges Outsourcing. Dinge, für die man bislang eine umfangreiche eigene IT-Abteilung brauchte, werden neu auch für kleine Unternehmen erschwinglich. Dieser Quantensprung in der digitalen Infrastruktur des Landes kommt auch den Konsumenten zugute. Es entsteht ein neues Angebot an Cloud-Dienstleistungen «Hosted in Switzerland». Schon bald wird sich jeder Internetnutzer bewusst dafür entscheiden können, dass die eigenen Daten sicher und gemäss den Schweizer Datenschutzbestimmungen geschützt sind.

Roger Süess ist seit 1. Juli CEO der Green. Zuvor war er für den globalen Cloud-Rollout bei der UBS verantwortlich. Er betreute bei der Schweizerischen Bankiervereinigung die Arbeitsgruppe, welche die Selbstregulierung für Cloud-Anwendungen ausgearbeitet hat.

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